Die im Juli 2015 vom Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichte Studie zum Fachkräfteengpass hat auch die Situation des Berufsfeldes „Gesundheit, Soziales und Bildung“ untersucht, welches besonders stark von Engpässen betroffen ist. So wurden 20 der insgesamt 98 Berufsgattungen mit einem besonderen Engpass identifiziert. Von diesen 20 Berufen gehören 15 zu den frauentypischen Berufen, so auch der MTRA-Beruf. Laut einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit gab es im Juni 2014 19.109 sozialversicherungsbeschäftigte MTRA, davon 86,7 % weiblich. Das DKI-Gutachten zur Weiterentwicklung der medizinisch-technischen Assistenzberufe hatte bereits 2009 festgestellt, dass circa 20 % der Vollzeitstellen in deutschen Krankenhäusern nicht besetzt sind, die niedergelassenen Radiologien nicht mitgezählt. Übrigens liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei 39 %, bei dem hohen Frauenanteil nicht verwunderlich. Die Autoren der Studie empfehlen zur Verringerung des Engpasses einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuung, eine familienfreundliche Personalpolitik, die Rückkehr nach Auszeit (z.B. Familie) erleichtern sowie die Überwindung von geschlechterspezifischen Stereotypen. Was nicht untersucht wurde, ist die Ursache des Fachkräftemangels, die sicherlich auch branchenabhängig ist.
Wir haben einen großen Wandel des „radiologischen Arbeitsmarktes“. Die Anzahl der Computertomografen und Magnetresonanztomografen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, ebenso hat sich die Zahl der niedergelassenen Strahlentherapien erhöht. Im Mammographie-Screening sind circa 2.000 MTRA beschäftigt, die interventionelle Radiologie hat ihr Leistungsspektrum deutlich ausgeweitet. Das heißt., wir haben eine deutliche Zunahme an Arbeitsplätzen, aber eine nahezu konstante Anzahl an MTRA-Schulen/Ausbildungsplätzen und einen Bewerberrückgang. Fachkräftemangel kann auch behoben werden, wenn die Ausbildungsbedingungen attraktiver werden und den Vergleich mit der übrigen Wirtschaft standhalten. Das Bundesgesundheitsministerium als Hüter des MTA-G und der APrV ist dringend gefordert, hier für Anpassung an das 21. Jahrhundert zu sorgen. Teilzeitausbildung, Legalisierung des Homburger Modells (Fernstudium), Ausbildungsvergütung und hochschulische Ausbildung sind alles denkbare Wege. Das Notfallsanitätergesetz von 2014 zeigt, dass es geht. Das BMG steht auch in der gesellschaftlichen Verantwortung, die Zukunft einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung zu gewährleisten.
Die Studie: „Fachkräfteengpässe in Unternehmen: Geschlechterunterschiede in Engpassberufen“, herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft e.V. gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit.
Vorstand
Vorstandsreferentin
Aus: DVTA-ServiceBerufspolitik 09/2015
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