Missbrauch von Antibiotika, oder nicht?
Zusammenfassung
Nach Definition sind Antibiotika gegen Bakterien gerichtet. Deswegen sollten sie eigentlich für diesen Zweck reserviert werden. Hier werden nun einige, wenige Beispiele genannt, wo sie dennoch mit Recht zum Einsatz gegen bestimmte Pilze und Parasiten kommen. Pneumocystis jirovecii ist definitiv ein Pilz, der aber von vornherein resistent gegenüber den meisten Antimykotika ist; das Antibiotikum Cotrimoxazol ist Mittel der Wahl. Sprosspilze im Urin sind gelegentlich bedeutungsvolle Erreger von Infektionen, doch nur ganz wenige Antimykotika kommen dorthin. Somit ist das Antibiotikum Nitroxolin eine Alternative. Toxoplasma gondii, ein Protozoon, wird durch die Kombination zweier Antibiotika, zum Beispiel Trimethoprim und Sulfonamid, abgetötet. Onchocerca volvulus, aus der Gruppe der Nematoden (Rundwürmer), ist selbst gegen Tetrazyklin unempfindlich. Aber diese Erreger der Flussblindheit sind abhängig von Stoffwechselprodukten von Bakterien der Gattung Wolbachia, die sie in ihrem Darm beherbergen. Wenn diese durch das Antibiotikum abgetötet werden, stirbt auch zwangsläufig der Wurm.
Schlüsselwörter: Antibiotika, Pilze, Parasiten, Cotrimoxazol, Nitroxolin, Trimethoprim, Tetrazyklin, Sulfonamid
Abstract
Antibiotics are by definition active on bacteria. Hence, they should be reserved for this purpose. Here, however, some examples are discussed, when antibiotics are used correctly against fungi and parasites. Pneumocystis jirovecii is definitely a fungus but a priori resistent to most antimycotics; the antibiotic cotrimoxazole is the drug of primary choice. Yeasts in urine are sometimes true pathogens; but only very few antimycotics are present in sufficient concentration in this setting; hence the antibiotic nitroxoline represents an alternative. Toxoplasma gondii, a protozoon, will be killed by the combination of two antibiotics, namely trimethoprim and sulfonamide. Onchocerca volvulus out of the group of nematodes (roundworms) itself is resistant to tetracyclines. This causative agent of the river blindness is dependant on metabolites delivered by bacteria of the genus Wolbachia residing in their gut. If these bacteria are killed by tetracyclines, the worm will die inevitably.
Keywords: antibiotics, fungi, parasites, cotrimoxazole, nitroxoline, trimethoprim, tetracyclines, sulfonamide
DOI: 10.53180/MTIMDIALOG.2024.0886
Entnommen aus MT im Dialog 12/2024
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