MIS-C versus Kawasaki

Überlappende klinische Symptomatik erschwert die Abgrenzung der ­beiden ­hochfieberhaften Syndrome
Hardy-Thorsten Panknin, Matthias Trautmann
Grafik zum Thema: Kawasaki Disease oder MIS-C
© Nastassia/stock.adobe.com
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Hintergrund: Kurz nach dem Beginn der COVID-19-Pandemie traten im Frühjahr 2020 erstmals Fälle einer akuten hochfieberhaften Erkrankung bei Kindern auf. Die Symptome setzten zwischen 3 und 6 Wochen nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung ein. Erste Berichte kamen im April 2020 aus Italien und England, kurz danach wurden aus den USA, vor allem der Stadt New York, mehr als 100 derartiger Fälle mitgeteilt.

Betroffen waren vorwiegend Kinder < 5 Jahren, seltener auch Jugendliche. Alle Erkrankten waren nicht gegen COVID-19 geimpft. Die klinische Symptomatik war neben dem anhaltenden Fieber durch Hautausschläge, Konjunktivitis, Bauchschmerzen und/oder Durchfälle, Erbrechen, Tachykardie sowie ­Blutdruckabfall bis hin zum Schock gekennzeichnet. Auch neuro­logische Symptome kamen vor. Zunächst wurde die neue Erkrankung als PIMS-TS (pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with COVID-19) bezeichnet. Inzwischen einigten sich internationale Fachgesellschaften auf die etwas einfachere Bezeichnung MIS-C (Multisystem inflammatory syndrome associated with COVID-19). Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) formulierten aufgrund der von zahlreichen Autoren beschriebenen Symptomatik folgende Falldefinition:

Falldefinition MIS-C (nach CDC 2020 [1])

Patientenalter < 21 Jahre
Fieber > 38 °C für mehr als 24 Stunden
Nachweis von Entzündungszeichen im Labor

UND

Schwerer Krankheitsverlauf mit Notwendigkeit der Krankenhausaufnahme
Beteiligung von ≥ 2 Organsystemen (Herz, Nieren, Atemwege, blutbildendes System, Gastrointestinaltrakt, Haut, Nervensystem)

UND

Keine plausible andere Diagnose

UND

Labornachweis einer aktuellen oder kürzlich zurückliegenden Infektion mit SARS-CoV-2 oder COVID-19-Exposition in den letzten 4 Wochen vor dem Auftreten der Symptome

Symptomatik des MIS-C ähnelt Kawasaki

Die verschiedenen Symptome des MIS-C ähneln dem in der Pädiatrie seit Langem bekannten Kawasaki-Syndrom. Dieses Krankheitsbild wurde zuerst im Jahr 1967 von dem japanischen Kinderarzt Tomisaku Kawasaki beschrieben. Es ist ebenfalls durch hohes, mehr als 5 Tage andauerndes Fieber, Haut- und Schleimhautbeteiligung sowie Ödeme und Rötungen an den Händen und Füßen gekennzeichnet. Prognostisch bedeutsam ist vor allem die entzündliche Beteiligung der Koronar­arterien, die bei etwa 25 % der Betroffenen auftritt. Durch die Schwächung des Endothels der Koronargefäße kann es zu Koronar­aneurysmen kommen, die im weiteren Verlauf beobachtet und gegebenenfalls endovaskulär behandelt werden müssen. Weitere klinische Details wurden bereits in einer früheren MT-Ausgabe beschrieben [2].

Die beiden Erkrankungen zeigen klinische Überlappungen, die vor allem unmittelbar nach Präsentation im Krankenhaus die Abgrenzung voneinander erschweren. Aus diesem Grund wurde in Nord­italien eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt. Ziel war es, möglichst alle an norditalienischen Zentren vorkommenden MIS-C- und Kawasaki-Fälle zu erfassen und die klinischen und laborchemischen Charakteristika festzuhalten. Fragestellung der Studie war, ob es laborchemische Konstellationen gibt, die frühzeitig eine Differenzierung der beiden Erkrankungen erlauben [3].

 

Entnommen aus MT im Dialog 4/2025

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