MIS-C versus Kawasaki
Betroffen waren vorwiegend Kinder < 5 Jahren, seltener auch Jugendliche. Alle Erkrankten waren nicht gegen COVID-19 geimpft. Die klinische Symptomatik war neben dem anhaltenden Fieber durch Hautausschläge, Konjunktivitis, Bauchschmerzen und/oder Durchfälle, Erbrechen, Tachykardie sowie Blutdruckabfall bis hin zum Schock gekennzeichnet. Auch neurologische Symptome kamen vor. Zunächst wurde die neue Erkrankung als PIMS-TS (pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with COVID-19) bezeichnet. Inzwischen einigten sich internationale Fachgesellschaften auf die etwas einfachere Bezeichnung MIS-C (Multisystem inflammatory syndrome associated with COVID-19). Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) formulierten aufgrund der von zahlreichen Autoren beschriebenen Symptomatik folgende Falldefinition:
Falldefinition MIS-C (nach CDC 2020 [1])
Patientenalter < 21 Jahre
Fieber > 38 °C für mehr als 24 Stunden
Nachweis von Entzündungszeichen im Labor
UND
Schwerer Krankheitsverlauf mit Notwendigkeit der Krankenhausaufnahme
Beteiligung von ≥ 2 Organsystemen (Herz, Nieren, Atemwege, blutbildendes System, Gastrointestinaltrakt, Haut, Nervensystem)
UND
Keine plausible andere Diagnose
UND
Labornachweis einer aktuellen oder kürzlich zurückliegenden Infektion mit SARS-CoV-2 oder COVID-19-Exposition in den letzten 4 Wochen vor dem Auftreten der Symptome
Symptomatik des MIS-C ähnelt Kawasaki
Die verschiedenen Symptome des MIS-C ähneln dem in der Pädiatrie seit Langem bekannten Kawasaki-Syndrom. Dieses Krankheitsbild wurde zuerst im Jahr 1967 von dem japanischen Kinderarzt Tomisaku Kawasaki beschrieben. Es ist ebenfalls durch hohes, mehr als 5 Tage andauerndes Fieber, Haut- und Schleimhautbeteiligung sowie Ödeme und Rötungen an den Händen und Füßen gekennzeichnet. Prognostisch bedeutsam ist vor allem die entzündliche Beteiligung der Koronararterien, die bei etwa 25 % der Betroffenen auftritt. Durch die Schwächung des Endothels der Koronargefäße kann es zu Koronaraneurysmen kommen, die im weiteren Verlauf beobachtet und gegebenenfalls endovaskulär behandelt werden müssen. Weitere klinische Details wurden bereits in einer früheren MT-Ausgabe beschrieben [2].
Die beiden Erkrankungen zeigen klinische Überlappungen, die vor allem unmittelbar nach Präsentation im Krankenhaus die Abgrenzung voneinander erschweren. Aus diesem Grund wurde in Norditalien eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt. Ziel war es, möglichst alle an norditalienischen Zentren vorkommenden MIS-C- und Kawasaki-Fälle zu erfassen und die klinischen und laborchemischen Charakteristika festzuhalten. Fragestellung der Studie war, ob es laborchemische Konstellationen gibt, die frühzeitig eine Differenzierung der beiden Erkrankungen erlauben [3].
Entnommen aus MT im Dialog 4/2025
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