Mesotheliom: Biomarker gefunden?

Aggressivität und mögliche neue Therapiestrategie erkennen
lz
Diffuses pleurales Mesotheliom
Diffuses pleurales Mesotheliom, umfangreiche Beteiligung des Perikards. (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Samuel Hammar, Seattle, WA.), The Armed Forces Institute of Pathology (AFIP), Gemeinfrei, wikimedia
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Forscher/-innen der MedUni Wien konnten zeigen, dass in einer besonders aggressiven und genetisch eigenständigen Subgruppe von Mesotheliomen eine aktivierende Punktmutation im Promoter des TERT-Gens vorliegt.

Die Reaktivierung von Telomerase ist ein Schlüsselmechanismus für das unbegrenzte Wachstum von Krebszellen. Auch beim Mesotheliom wird Telomerase angeschaltet, weil ihr Hauptbestandteil TERT im Übermaß produziert wird. Dabei waren die Mechanismen der Re-Aktivierung des dafür zuständigen TERT-Gens bisher weitgehend unklar. Die Studie entstand als translationales Kooperationsprojekt des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien, der Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien sowie des Comprehensive Cancer Center (CCC) der beiden Einrichtungen.

Bedeutung regulatorischer Bereiche noch eher unerforscht

Während die klassischen genomischen Veränderungen in Krebszellen meist kodierend sind, also zur Produktion veränderter Proteine führen, ist die zentrale Bedeutung regulatorischer Bereiche noch eher unerforscht. Sie bestimmen die Genexpression, also ob und wann Gene abgelesen (transkribiert) werden und somit die Menge der Genprodukte. Die wichtigsten regulatorischen Bereiche von Genen werden als Promotoren bezeichnet. Aktivierende Punktmutationen im Bereich des TERT-Gen-Promotors wurden erstmals 2013 in einer Familie mit extrem hoher Krebsneigung beschrieben und stellen in manchen Tumorarten (etwa Glioblastome und Melanome) eine der häufigsten genomischen Veränderungen dar.

Hinsichtlich des Mesothelioms konnte die vorliegende Arbeit des CCC nun nachweisen, dass, trotz einer generellen Aktivierung von Telomerase in dieser Krebsart, der TERT-Promoter nur in einer relativ kleinen Subgruppe von Patienten/-innen mutiert ist. Diese Tumore zeichnen sich aber durch besondere Aggressivität und ein spezielles genetisches Profil aus. Diese Beobachtung an Patientinnen-Kollektiven aus mehreren europäischen Ländern lege nahe, dass TERT-Promoter-Mutationen nicht nur die Aktivierung von Telomerase erleichtern, sondern auch mit einer spezifischen Sequenz der Entartung einhergehen.

Immortalisierte Zellmodelle verwendet

Das Forscher/-innenteam rund um Walter Berger stellte für die Arbeit aus einer Vielzahl von Mesotheliom-Operationspräparaten immortalisierte, also unsterbliche, Zellmodelle her. Diese erlauben sowohl die Untersuchung von Faktoren der Aggressivität, als auch eine Analyse des Ansprechens auf innovative Arzneimittel. Die Hemmung eines an der spezifischen Aktivierung des mutierten TERT-Promoters beteiligten Proteins scheint dabei besonders vielversprechend.

Walter Berger, Institut für Krebsforschung der MedUni Wien, Mitglied des CCC und Leiter der Studie erklärt: „Die Mutation im TERT-Promoter führt zur erhöhten Bindung von Transkriptionsfaktoren, sogenannten ETS-Faktoren, die das TERT-Gen dann direkt aktivieren. Wir prüfen im Moment, ob eine pharmakologische Blockade der ETS-Faktoren eine gezielte neue Therapiemöglichkeit für Patienten/-innen mit TERT Promoter mutiertem Mesotheliom darstellen könnte. Die Mutation wäre in diesem Fall zugleich Biomarker für die Auswahl der geeigneten Patienten/-innen und Angriffspunkt für die Therapie. Also eine ideale Konstellation für Präzisionsmedizin.“

Mesotheliom hat schlechte Prognose

Mesotheliome treten sehr häufig in Berufsgruppen mit Asbestexposition auf und sind besonders therapieresistent. Während Asbest in Mitteleuropa weitgehend verbannt ist, wird er in Schwellenländern weiter ungebremst verarbeitet. Da die Latenzzeit zwischen Asbest-Kontakt und Krankheitsausbruch aber bis zu 20 Jahren oder sogar mehr beträgt, nimmt die Häufigkeit von Mesotheliom auch im EU-Raum noch immer eher zu. Ein besseres Verständnis der Entartungsmechanismen und die Entwicklung von darauf basierenden, gezielteren Therapien ist daher dringend notwendig.

Literatur:

Pirker C, Bilecz A, Grusch M, et al.: Telomerase Reverse Transcriptase Promoter Mutations Identify a Genomically Defined and Highly Aggressive Human Pleural Mesothelioma Subgroup. Clin Cancer Res. 2020 Apr 21. DOI: 10.1158/1078-0432.CCR-19-3573.


Quelle: MedUni Wien

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige