In Nordrhein-Westfalen ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am häufigsten sind Neurodermitis und Asthma gefolgt von Heuschnupfen und entzündlicher Darmerkrankung.
„Das sind Erkrankungen, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können“, betont Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. In NRW kommen die Erkrankungen häufiger vor als im Bundesdurchschnitt. Das liegt vor allem an Heuschnupfen (plus 17 Prozent) und Asthma (plus 14 Prozent). Bei Asthma bronchiale führen verengte Bronchien zu rasselnder Atmung. Die Patienten leiden anfallsartig unter Husten und Luftnot. Mehr als 250 DAK-versicherte Kinder in Nordrhein-Westfalen mussten 2016 wegen eines Asthmaanfalls ins Krankenhaus. Asthma-Sprays gehören hier zur fünfthäufigsten Arzneimittelgruppe bei Kindern.
Atemwegserkrankungen stehen auf Platz 1 der häufigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) aller Jungen und Mädchen in NRW leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Augenerkrankungen, psychische Leiden und Hauterkrankungen.
Stadtkinder leiden häufiger unter extremem Übergewicht
Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht häufig. Fast jedes sechste Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. Ab dem zwölften Lebensjahr ist knapp ein Viertel aller Jungen und Mädchen betroffen. „Das ist alarmierend“, betont Overdiek, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp vier Prozent betroffen, im Alter zwischen neun und 13 Jahren sechs Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Overdiek die Ergebnisse.
Das höhere Krankheitsniveau in NRW ist vor allem durch den hohen Anteil an Stadtkindern bedingt. Acht von zehn Kindern leben in städtisch geprägten Gebieten. Sie sind anders krank als Gleichaltrige vom Land: Sie leiden häufiger unter extremem Übergewicht (plus 88 Prozent) und sind stärker von Zahnkaries und einer Viruserkrankung der Atemwege betroffen (jeweils plus ein Drittel).
Landkinder hingegen haben häufiger eine Neurodermitis (plus fünf Prozent). „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit viel größer ist als gedacht“, betont Klaus Overdiek. Das dokumentieren auch die Leistungsausgaben: Für Arzneimittel und Arztbesuche zahlt die DAK-Gesundheit bei Stadtkindern mehr Geld. „Am höchsten ist die Differenz im Arzneimittelbereich: Wir haben hier 2016 durchschnittlich für jedes Landkind 155 Euro ausgegeben, für jedes Stadtkind 197 Euro, also gut ein Viertel mehr.“
101 Millionen Euro für die Behandlung von Kindern
Stadtkinder bekommen deutlich mehr Medikamente zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, zum Beispiel Hals- und Rachentherapeutika (plus 17 Prozent) sowie Schnupfenmittel (plus 13 Prozent). Nur bei den Hilfsmitteln liegen die Ausgaben für Kinder in ländlichen Gebieten um ein Fünftel höher. Der Grund: Landkinder bekommen häufiger eine Brille.
Insgesamt gab die DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen 2016 rund 101 Millionen Euro für die Behandlung von Kindern aus. Umgerechnet pro Kind waren das durchschnittlich 927 Euro. Davon ging über die Hälfte an Kliniken (34 Prozent) und niedergelassene Ärzte (28 Prozent). Arzneimittel machten etwa ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 15 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit zwei Prozent den geringsten Anteil. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt pro Kopf und Jahr rund 1.850 Euro.
Quelle: DAK Gesundheit NRW, 06.02.2019
Artikel teilen