Die einzige mögliche Therapie bei PE besteht in der Einleitung der Geburt, um die Plazenta, die die Krankheit verursacht, zu entfernen. Dies führt aber häufig zu Frühgeburten, die wiederum mit einem erhöhten Risiko für das Neugeborenen assoziiert sind. Eine Gruppe von Forschern hat nun unter der Leitung von Prof. Berend Isermann, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, einen wichtigen krankheitsverursachenden Schritt identifiziert. Diese neuen Erkenntnisse verbessern das Verständnis dieser häufigen Erkrankung schwangerer Frauen und weisen auf neue therapeutische Ansätze hin.
Ursache in der Plazenta
Die PE hat ihre Ursache in der Plazenta, hat aber auf verschiedene Organe der Mutter schädliche Effekt. So verursacht die PE einen Hypertonus und einen Nierenschaden. Diese Folgen können katastrophale Folgen annehmen und zum sogenannten HELLP (hemolysis, elevated liver enzymes, and low platelet count) Syndrom führen. Blutplättchen (Thrombozyten, engl. platelets) sind typischerweise im Rahmen der PE aktiviert. Neben der Thrombozytenaktivierung finden sich auch vermehrt extrazelluläre Vesikel (EVs), die bei der Aktivierung von Thrombozyten aber auch von anderen Zellen entstehen. Ob und ggf. wie aktivierte Thrombozyten oder EVs zur PE beitragen ist bisher noch nicht bekannt gewesen.
Entzündungsreaktion mit negativen Folgen
Die Wissenschaftler Berend Isermann und Shrey Kohli haben nun mit Kollegen nachweisen können, dass der Thrombozyten Aktivierung und der Generierung von EVs eine zentrale Bedeutung zukommt. Thrombozyten und EVs verursachen eine thrombo-inflammatorische Reaktion in der Plazenta. Die durch EVs aktivierten Thrombozyten setzen den Botenstoff ATP frei, der in den Zellen der Plazenta (Trophoblasten) eine sterile Entzündung verursacht. Diese Entzündungsreaktion führt nicht nur zur Schädigung der Plazenta und des Embryos, sondern auch zur Blutdruckerhöhung und Nierenschädigung. In Kooperation mit Gynäkologen der Universitätskliniken in Magdeburg und Erlangen sowie des städtischen Klinikums in Magdeburg konnte das Forscherteam nachweisen, dass sich entsprechende Veränderungen auch bei schwangeren Frauen mit Präeklampsie finden. Im Tiermodell konnten spezifische pharmakologische Interventionen mit Aspirin oder den entzündungshemmenden Substanzen Anakinra, Apyrase oder purinergen Rezeptorantagonisten die PE-assoziierten Folgen verhindern. Diese Ergebnisse bereiten somit ein neues pathophysiologisches Verständnis der PE und zeigen neue therapeutische Ansätze für die PE auf. (idw, red)
Shrey Kohli, Satish Ranjan, Juliane Hoffmann et al.: Maternal extracellular vesicles and platelets promote preeclampsia through inflammasome activation in embryonic trophoblast. Blood 2016 :blood-2016-03-705434; DOI:10.1182/blood-2016-03-705434
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