Kommentar: Der Schutz der Älteren ist fehlgeschlagen

COVID-19
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Darstellung der übermittelten COVID-19-Fälle/100.000 Einwohner
Darstellung der übermittelten COVID-19-Fälle/100.000 Einwohner über 7 Tage in Deutschland nach Bundesland (18.11.2020, 0:00 Uhr). RKI
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Auch wenn einige Politiker derzeit die positiven Aspekte des „Shutdown Light“ hervorheben, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in den kommenden Wochen mit deutlich steigenden Sterbefällen zu rechnen haben.

Es ist trotz aller Maßnahmen und angeblicher Vorsicht offensichtlich nicht gelungen, die Hochbetagten in dieser Gesellschaft ausreichend zu schützen. Die Inzidenz/100.000 in der Altersgruppe der über 80-Jährigen liegt inzwischen deutlich höher als bei der ersten Welle. Waren es damals in der Spitze 169/100.000, sind es jetzt 280 in der Gruppe der über 100-Jährigen, 273 in der Gruppe der 90-99-Jährigen und 132 in der Gruppe der 80-89-Jährigen. Entsprechend betonte RKI-Präsident Lothar H. Wieler bei der Pressekonferenz am Donnerstag, dass die Lage weiterhin sehr ernst sei. Ob die jüngste Stabilisierung eine Trendwende sei, bleibe abzuwarten.

Doch beunruhigend ist, dass es nicht bundesweit zu einer Stabilisierung kommt. So lässt sich aus den jüngsten Inzidenzraten ablesen, dass bspw. Berlin, Thüringen oder auch Sachsen weiter einem steigenden Trend unterliegen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass in den kommenden Wochen deutlich mehr Menschen ins Krankenhaus eingeliefert werden und dann auch intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Zu hoffen bleibt, dass die Intensivbetten reichen und nicht ein Szenario eintritt wie aktuell in der Schweiz, wo intensiv über Triage gesprochen wird.

Dass in den Krankenhäusern nicht nur Menschen landen, die Vorerkrankungen haben, betonte Wieler bei der PK. Eine Auswertung zur ersten Welle habe gezeigt, dass etwa ein Drittel der Patienten ins Krankenhaus eingeliefert wurden, die keinerlei Grunderkrankungen hatten. Wieler bleibt trotzdem optimistisch, dass in der kommenden Woche die Infektionszahlen sinken werden. Es bleibt somit abzuwarten, ob dieser Optimismus gerechtfertigt ist. Schaut man sich die Inzidenzraten der Schülergruppe (10-19-Jährige) an (178) und der jüngeren Erwachsenen (20-29-Jährige) mit 219 dürfte Skepsis angebracht sein und ein geselliges Weihnachten eher in weite Ferne rücken. Ohne weitere Maßnahmen dürfte es ohnehin schwerfallen, die Infektionszahlen wieder auf ein Niveau zu bringen, bei dem die Nachverfolgungen durch die Gesundheitsämter wieder gewährleistet sind. 

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