Insektengiftallergie – Nicht jeder braucht eine Diagnostik!

Wespen & Co.
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Hornisse mit Stachel
Hornisse mit Stachel Dr. Strangelove, CC BY-SA 3.0, wikimedia
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Das Bayerische Gesundheitsministerium hat dazu aufgerufen, Menschen mit dem Verdacht auf eine Insektengiftallergie häufiger zu untersuchen. Diese Initiative wird von der GPA unterstützt. Jedoch reagieren viele nicht so allergisch, dass es weiterer Untersuchungen bedarf.

Allerdings entwickeln bis zu 50% der deutschen Kinder allergische Antikörper, aber nur ca. 3,5% haben das Risiko für schwere allergische Reaktionen, so die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA). Damit würden durch ungezielte Untersuchungen viele Patienten verunsichert. Diese Untersuchungen seien nur dann angezeigt, wenn bereits ein allergischer Schock aufgetreten sei. Üblicherweise häufen sich im Spätsommer und Herbst die Fälle von Insektenstichen. Wespen finden teilweise bis in den November hinein durch langanhaltende Wärmeperioden genug Futter und weiten die Flugzeiten so aus. Während Bienen vor allem Blüten und zuckerhaltige Getränke als Nahrungsquelle nutzen, haben Wespen auch Fleischwaren auf dem Speiseplan. Vor allem Bienen sind von Natur aus nicht aggressiv, aber wenn sie sich bedroht fühlen, greifen sie an und stechen. Insektenstiche sind deshalb gerade zurzeit häufige Fälle in Kinder- und Jugendarzt-Praxen.

Aufruf des Bayerischen Gesundheitsministeriums

Das Bayerische Gesundheitsministerium hat unlängst dazu aufgerufen, Insektengiftallergien zu untersuchen und richtig behandeln zu lassen. Hierbei sei es wichtig zu wissen, dass eine starke Schwellung nach einem Insektenstich noch kein Hinweis auf eine Insektengiftallergie sei, die eine vorbeugende Behandlung benötige, betont die GPA. Nur sehr wenige Patienten mit starken Lokalreaktionen erleiden bei zukünftigen Stichen einen allergischen Schock, meist trete aber erneut eine starke Schwellung auf. Diese könne durch eine frühzeitig eingeleitete Lokalbehandlung gelindert werden.

Nur wenige reagieren schwer allergisch

Die Indikation für eine Testung, ob Antikörper auf Insektengift vorliegen, sei laut GPA nur dann gegeben, wenn bereits eine schwere allergische Sofortreaktion, zum Beispiel mit Nesselsucht, Kreislaufproblemen oder Atemnot direkt nach einem Stich aufgetreten sei. Ein hoher Anteil der Bevölkerung (bis zu 40% der Erwachsenen und bis zu 50% der Kinder) habe Insektengift-Antikörper ausgebildet, ist also sensibilisiert, aber nur wenige davon (ca. 3,5%) reagieren schwer allergisch. Auch eine besonders starke Sensibilisierung sage nicht voraus, dass ein Allergierisiko bestehe. Dies bedeute, dass eine unnötige Testung bei rund 47 von 100 Personen unberechtigte Sorgen vor einer Insektenstichallergie auslösen würde. Die entstehende Angst verschlechtere die Lebensqualität der Patienten und könne teilweise sogar dadurch das Stichrisiko erhöhen, dass die Patienten durch schnelle Abwehrbewegungen die Tiere reizen. Insofern sollte der Test nur dann erfolgen, wenn er als Vorbereitung für eine Behandlung notwendig sei, gibt die GPA zu bedenken.

Schutz durch spezifische Immuntherapie

Diese vorbeugende Behandlung, mit der sehr zuverlässig ein Schutz vor schweren allergischen Reaktionen bei zukünftigen Stichen gegeben ist, ist die spezifische Immuntherapie. Hierbei wird der Körper durch regelmäßige Injektionen des Giftes über mehrere Jahre an das Gift gewöhnt. Diese Behandlung ist prinzipiell in jedem Alter durchführbar. Zusätzlich müssen Patienten mit einem Risiko für eine schwere allergische Sofortreaktion mit Notfallmedikamenten zum Selbstgebrauch ausgestattet werden, um die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes zu überbrücken. Auch diese Notfallmedikamente, die auch einen Adrenalin-Autoinjektor beinhalten sollten, müssen nur von denjenigen Patienten mitgeführt werden, die bereits eine schwere allergische Reaktion erlebt haben.

Literatur:

1) Gernert S, Lange L: Diagnostik der Insektengiftallergie. Pädiatrische Allergologie 2018; 3; 4-9.

2) Jakob T, Rafei-Shamsabadi D, Spillner E, et al.: Diagnostics in Hymenoptera venom allergy: current concepts and developments with special focus on molecular allergy diagnostics. Allergo J Int 2017; 26: 93-105.

3) Sturm GJ, Kranzelbinder B, Schuster C, et al.: Sensitization to hymenoptera venoms is common, but systemic sting reactions are rare. J Allergy Clin Immunol 2014; 133: 1635-43.

4) Sturm GJ, Varga EM, Roberts G, et al.: EAACI guidelines on allergen immunotherapy: Hymenoptera venom allergy. Allergy. 2017 Jul 27. 

Quelle: Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA)

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