„Ich rieche nichts!“
Die Mehrzahl der Erkrankten leidet an grippeartigen Symptomen wie Fieber, allgemeiner Schlappheit, Husten und Rachenschmerzen. Gerade jüngere Betroffene berichten jedoch häufig über eine irritierende Geruchs- und Geschmacksstörung im Zusammenhang mit der Erkrankung. Der wissenschaftliche Ausdruck lautet Anosmie (Verlust des Geruchssinns) beziehungsweise Hyposmie (verminderter Geruchssinn). Betroffene nehmen dies als besorgniserregendes Symptom wahr, welches ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Oft wird den Patienten erst dadurch bewusst, dass der Geruchssinn neben dem Geschmackssinn, dem Tastgefühl, dem Sehen und Hören eine gleichberechtigte, für das tägliche Leben essenzielle, Sinnesqualität ist. Der Geruchssinn beeinflusst auch indirekt den Geschmackssinn, denn mit der Zunge nehmen wir nur die Grundqualitäten süß, sauer, bitter und salzig wahr. Die Feinabstufungen dazwischen kommen durch zusätzliche Geruchseindrücke zustande. Abbildung 1 zeigt typische Symptome und Sekundärkomplikationen bei COVID-19 und Abbildung 2 die postulierte Pathogenese der SARS-CoV-2-Infektion.
Geruchsstörung häufiger als bei anderen Atemwegsinfektionen
Inzwischen ist die Geruchs- und dadurch bedingte Geschmacksstörung als typisches Symptom einer COVID-19-Erkrankung wissenschaftlich anerkannt. Sie scheint nach aktuellen Erkenntnissen typisch für jüngere Erwachsene zu sein. Möglich ist aber auch, dass sie von diesen als besonders stark empfunden und daher überzufällig häufig berichtet wird. Einer der Gründe könnte sein, dass sich „geschmacksintensive“ Aktivitäten wie häusliches Kochen und Backen in der Corona-Krise gerade bei jüngeren Erwachsenen großer Beliebtheit erfreuen. Sie helfen zum Beispiel, den Tagesablauf von Kindern, die nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen dürfen, sinnvoll zu strukturieren. Vieles ist allerdings noch spekulativ und die eigentliche Ursache für den Geruchsverlust wird noch kontrovers diskutiert.
Entnommen aus MTA Dialog 6/2020
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