HIV-Patienten auf der Intensivstation
Hintergrund
Zu Recht wird daher die Entwicklung dieser pharmakologischen Therapiemöglichkeiten als eine der spektakulärsten medizinischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gefeiert. Opportunistische Infektionen wie die zerebrale Toxoplasmose, die Pneumonie durch Pneumocystis jirovecii und die Retinitis durch Zytomegalievirus gehören heute zu den absoluten Seltenheiten. Unter der langfristigen antiretroviralen Kombinationstherapie kommt es auch zu einer Rückkehr der zellulären Immunfunktionen auf ein annähernd normales Niveau. Aktuell wird empfohlen, die antivirale Kombinationstherapie bereits in frühen Krankheitsstadien zu beginnen, solange die Patienten noch asymptomatisch sind. Die CD4-Zellzahl steigt dann idealerweise auf über 500/µl, wobei das Ansprechen sowohl in der Geschwindigkeit als auch im Ausmaß allerdings individuell verschieden ist.
Während AIDS-assoziierte opportunistische Infektionen hierdurch seltener geworden sind, zeigen sich auf der anderen Seite unter langer Therapiedauer zunehmend sogenannte nicht AIDS-assoziierte Infektionsfolgen wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), eine koronare Herzkrankheit, chronische Nierenschäden sowie das Auftreten solider Tumoren, wie zum Beispiel eine erhöhte Inzidenz von Lungenkrebs. Eine Ursache hierfür wird darin vermutet, dass HI-Viren möglicherweise in tiefgelegenen Kompartimenten des Körpers persistieren und auf diese Weise einen chronischen Inflammationszustand aufrechterhalten, der in der Pathogenese der oben genannten Erkrankungen eine Rolle spielen könnte. Es ist bekannt, dass heute chronische nicht AIDS-assoziierte Begleiterkrankungen für über 75 % der Todesfälle bei HIV-positiven Patienten in den westlichen Industrieländern verantwortlich sind.
Entnommen aus MTA Dialog 10/2020
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