Bei Patienten, die unter einer von vier Herzklappendefekten leiden, steht der Herzchirurg vor der Entscheidung, diese entweder zu reparieren oder zu ersetzen. Wenn die Herzklappe ersetzt werden muss, kann dies durch eine mechanische oder biologische Herzklappenprothese erfolgen. Beide Prothesentypen haben für den Patienten spezifische Vor- und Nachteile. Eine mechanische Herzklappe hält normalerweise ein Leben lang, verursacht aber Geräusche und der Patient muss dauerhaft blutverdünnende Medikamente einnehmen. Dies kann schon bei kleineren Verletzungen zu starken Blutungen führen. Bei der biologischen Prothese (aus Tiergewebe) ist keine Blutverdünnung notwendig, allerdings halten diese Herzklappen nur 10 bis 15 Jahre und müssen dann durch eine aufwendige Operation erneuert werden. Bei Kindern und jungen Erwachsenen mit angeborenem Klappenfehler kann aufgrund der vermehrten mechanischen Beanspruchung die Haltbarkeit sogar deutlich geringer sein, so dass ein biologischer Herzklappenersatz in der Mehrzahl der Fälle keine sinnvolle Behandlungsmethode darstellt.
Operationsverfahren nach Prof. Shigeyuki Ozaki
Bei dem neuen Operationsverfahren (benannt nach dem japanischen Chirurgen Prof. Shigeyuki Ozaki) wird eine neue Klappe aus körpereigenem Gewebe geformt und die alte, defekte Aortenklappe entfernt. Um die menschliche Aortenklappe möglichst naturgetreu nachzubilden, werden die dafür notwendigen Elemente aus Herzbeutelmaterial des Patienten entnommen. Da jeder Patient anatomisch einzigartig ist, werden anschließend die alten Klappentaschen vermessen und millimetergenau aus Herzbeutelmaterial nachgebildet. Anschließend werden die neuen Taschen in der ursprünglichen Position am natürlichen Klappenring angenäht. Von dieser maßgeschneiderten Herzklappe verspricht sich das Team um Prof. Dr. Stephan Ensminger eine lange Haltbarkeit ohne die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten. Zusätzlich bleiben die natürlichen mechanischen Eigenschaften einer Herzklappe weitestgehend erhalten.
In der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des Universitären Herzzentrums Lübeck kam diese Operationsmethode nun zum ersten Mal in Norddeutschland bei dem 21-jährigen Qamari Atiq aus Bad Segeberg erfolgreich zur Anwendung. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen und die Herzklappe zeigt ein sehr gutes Operationsergebnis. Entsprechend zufrieden ist das Team um Prof. Dr. Ensminger: „Wir sind glücklich, unserem jungen Patienten mit dieser OP-Methode geholfen zu haben und hoffen, dass er lange von diesem Eingriff profitiert. Besonders stolz bin ich auf mein Team, das diese Herausforderung mit Bravour gemeistert hat.“
In Zukunft soll dieser Eingriff noch mehr Patienten am UKSH zu Gute kommen. Die neue OP-Methode wird auch im Rahmen einer klinischen Studie untersucht, um die langfristigen Ergebnisse zu erfassen und im klinikeigenen Labor werden die Klappenbewegungen mit modernster Technik analysiert. Dies wird in Zukunft auch im Rahmen einer Kooperation mit Prof. Ozaki in Lübeck durchgeführt.
Quelle: UKSH
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