Genfusionen machen Bauchspeicheldrüsenkrebs angreifbar

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Mittels moderner Hochdurchsatzsequenzierung entdeckten NCT-Wissenschaftler eine therapeutisch relevante Besonderheit im genetischen Code von Bauchspeicheldrüsenkrebs. NCT / Philip Benjamin
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Bauchspeicheldrüsenkrebs ist besonders aggressiv und schwer behandelbar. Die Entdeckung wachstumsfördernder Genfusionen in den Tumoren eröffnet jetzt neue Therapieansätze – das konnten Wissenschaftler des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden und des NCT Heidelberg zeigen.

Etwa 18.500 Menschen in Deutschland erkranken pro Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bei dieser Krebsart zählen Mutationen im sogenannten KRAS-Gen zu den häufigsten genetischen Veränderungen – sie bewirken, dass die Tumorzellen sich unablässig teilen. Nicht jeder Tumor der Bauchspeicheldrüse trägt jedoch diese Mutation. Wie die Wissenschaftler aus Heidelberg und Dresden herausfanden, spielen häufig andere Veränderungen der Erbinformation eine wichtige Rolle, wenn das KRAS-Gen unverändert ist. Die Forscher fanden in mehreren Fällen sogenannte Genfusionen: Hierbei war jeweils ein Teil eines bestimmten Gens – des sogenannten NRG1-Gens – mit dem Teil eines anderen Gens verschmolzen. Anders als KRAS-Mutationen sind Krebszellen, die solche fusionierten Gene enthalten, durch bestimmte Medikamente angreifbar.

Ärzte und Wissenschaftler an beiden Standorten führten dafür detaillierte molekulare Analysen bei einer Gruppe junger Patienten durch. Die Entschlüsselung des genetischen Codes der Tumoren durch DNA- und RNA-Sequenzierung erfolgte im deutschlandweiten NCT/DKTK MASTER (Molecularly Aided Stratification for Tumor Eradication Research)-Programm.

Genetische Besonderheit bei vier Patienten

„Bei vier der 17 untersuchten Patienten konnten wir anstelle einer KRAS-Mutation eine andere genetische Besonderheit feststellen: Wir fanden bestimmte Genabschnitte, die mit anderen verschmolzen waren“, erklärt Hanno Glimm, geschäftsführender Direktor am NCT Dresden und Leiter der Abteilung für „Translationale Medizinische Onkologie“. Zum Tumorwachstum führen Genfusionen dann, wenn ein normalerweise streng reguliertes wachstumsförderndes Gen mit einem anderen Genabschnitt verschmilzt, der besonders aktiv ist und so die Regulation aufhebt.

„Tumoren der Bauchspeicheldrüse mit KRAS-Mutationen sprechen kaum auf Medikamente an. Dagegen lassen sich Krebszellen mit diesen spezifischen Genfusionen mit zugelassenen Wirkstoffen – sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren oder auch Antikörpern – therapeutisch angreifen. Das gibt uns weitere Optionen für die Behandlung dieser Patienten“, erklärt Stefan Fröhling, geschäftsführender Direktor am NCT Heidelberg. Zwei der Patienten konnten entsprechend der genetischen Veränderungen mit zielgerichteten Medikamenten behandelt werden. Bei beiden bildeten sich dadurch die Lebermetastasen zeitweise zurück, zu einem Zeitpunkt, als andere Therapien die Krankheit nicht mehr kontrollieren konnten.

Zielgerichtete Medikamente für eine optimale Therapie

„Wir konnten so zeigen, dass die Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs mit einer auf die individuellen Merkmale des Tumors zugeschnittenen Therapie sinnvoll ist“, sagt Christoph Heining, Leitender Oberarzt der Abteilung für „Translationale Medizinische Onkologie“ am NCT Dresden. Wie eine optimale Therapie mit zielgerichteten Medikamenten aussehen könnte, soll nun in einer Studie an beiden NCT-Standorten genauer ermittelt werden. Für die gezielte Auswahl von Patienten für eine personalisierte Therapie schlagen die Wissenschaftler ein zweistufiges Diagnoseverfahren vor: Zunächst sollen die Patienten dahingehend untersucht werden, ob ihr Tumor die nichtmutierte Form des KRAS-Gens aufweist. Ist dies der Fall, sollen in einem zweiten Schritt klinisch angreifbare Genfusionen ermittelt werden.

Für die Studie wählten die Wissenschaftler gezielt eine Gruppe junger Patienten zwischen 24 und 49 Jahren aus. Für diese Altersgruppe liegen nur wenige Daten zu den genetischen Grundlagen von Bauchspeicheldrüsenkrebs vor, da diese Tumoren meist bei Männern und Frauen ab 65 Jahren diagnostiziert werden. Vergleichende Analysen an vorhandenem Datenmaterial deuten jedoch darauf hin, dass Genfusionen auch bei älteren Patienten eine wichtige Rolle spielen.

Quelle: NCT Dresden (6.6.2018)

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