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Forensische Entomologie

Wenn Insekten Verbrecher jagen
Jens Amendt
Forensische Entomologie
Lucilia sericata © Diego Delso, CC BY-SA 4.0, wikimedia
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Ein bereits etablierter Zweig der angewandten Insektenkunde (Entomologie) hat sich in den letzten Jahren besonders rasant entwickelt: die forensische Entomologie, mit deren Hilfe rechtsmedizinische und forensische Fragestellungen beantwortet werden können.

Zusammenfassung

Insekten sind ein wichtiges Hilfsmittel bei der Ermittlung des Todeszeitpunktes, da rechtsmedizinische Methoden meist nach circa 48 bis 72 Stunden nicht mehr zu nutzen sind. Eine Altersbestimmung der sich an einer Leiche entwickelnden nekrophagen Insektenlarven und -puppen kann noch Wochen nach Todeseintritt eine auf den Tag genaue Berechnung der minimalen Leichenliegezeit ermöglichen, die Analyse des Artenspektrums an der Leiche auch länger zurückliegende Zeiträume eingrenzen. Aktuelle Forschungsansätze wie die Altersbestimmung adulter Fliegen oder die chemische Analyse der Verwitterung verlassener Fliegenpuparien eröffnen spannende Möglichkeiten für die Eingrenzung länger zurückliegender Todeszeiten. Weitere Ansatzpunkte der forensischen Entomologie sind zum Beispiel die Identifizierung menschlicher DNA oder der Nachweis von Giften und Medikamenten in nekrophagen Insekten, aber auch die Analyse des Insektenbefalls lebender Menschen, ein Phänomen, das in Zeiten des Klimawandels auch in Mitteleuropa häufiger zu beobachten sein wird.

Schlüsselwörter: Todeszeit, minimales postmortales Intervall, Myiasis, Fliegenmaden

Abstract

Insects are an important tool in determining the time of death, as forensic methods are usually no longer usable after about 48 to 72 hours. An age determination of the necrophagous insect larvae and pupae developing on a corpse can, however, still allow the minimum post mortem interval be calculated exactly to the day in the first few weeks after death, and the analysis of the species diversity on the corpse can also narrow down periods of time longer ago. Current research such as age determination of adult flies or chemical analysis of the weathering of empty fly puparia open up exciting possibilities for the coming years. Other approaches in forensic entomology include the identification of human DNA or the detection of toxins and drugs in necrophagous insects, but also the analysis of insect infestation in living humans, a phenomenon that will be observed more frequently in times of climate change.

Keywords: Time since death, minimum postmortem interval, myiasis, fly larvae

DOI: 10.3238/MTADIALOG.2021.0102

Entnommen aus MTA Dialog 2/2021

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