Besseres Erinnerungssystem gefordert

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Besonders älteren Menschen empfiehlt die STIKO, sich regelmäßig gegen Infektionen mit Pneumokokken und Grippeviren impfen zu lassen. Fotolia
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Ein besseres Erinnerungssystem für Ärzte könnte die Impfquote in Deutschland erhöhen.

Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig hat in einer Umfrage unter niedergelassenen Hausärzten und Medizinischen Fachangestellten untersucht, inwieweit sie ihren Patienten Impfungen empfehlen. Das Ergebnis: Der häufigste Grund für ausbleibende Empfehlungen war schlichtes Vergessen. Ihre Umfrage haben die Wissenschaftler im frei zugänglichen Online-Fachjournal BMC Family Practice veröffentlicht.

Impfungen schützen nicht nur den Einzelnen vor einer Infektion, sie grenzen auch das Ausbreiten solcher Krankheitserreger in der Bevölkerung ein, die von Mensch zu Mensch übertragen werden. Ist die Impfquote hoch genug, kann quasi eine ganze Population gegen bestimmte Krankheitserreger immun werden. Trotzdem lassen sich in Deutschland noch zu wenig Menschen so impfen, wie es die Ständige Impfkommission empfiehlt.

Anlässlich der jährlichen Aktualisierung ihrer Impfempfehlungen hat die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts unter anderem die Empfehlung der seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-Impfung (PPSV23) für alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren untermauert. Der zugrundeliegende Impfstoff schützt vor 23 von insgesamt rund 90 bekannten Pneumokokken-Serotypen.

Empfehlung zur Pneumokkoken-Impfung wird oft vergessen

Um die Ursachen für die mangelnde Umsetzung der Impfempfehlungen zu untersuchen, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HZI je zwei Kopien eines eigens entwickelten Fragebogens an 5.000 zufällig ausgewählte Hausarztpraxen in Deutschland geschickt. Darin fragten sie den Kenntnisstand und die Einstellung zu Impfungen bei älteren Menschen sowie deren praktische Umsetzung ab. Sowohl Ärzte und Ärztinnen als auch Medizinische Fachangestellte wurden darum gebeten, die Fragen zu beantworten. Insgesamt haben sich 16,3 Prozent der Praxen beteiligt.

„Zentrales Ergebnis der Umfrage ist, dass insgesamt 22 Prozent der Befragten – darunter mehr Ärzte als Medizinische Fachangestellte – eine von der STIKO empfohlene Impfung schon einmal nicht ihren älteren Patienten empfohlen haben“, sagt Carolina Klett-Tammen, die die Umfrage im Rahmen ihrer Promotion in der HZI-Abteilung Epidemiologie durchgeführt hat. Bei der Pneumokokken-Impfung gaben die Befragten in gut 70 Prozent der Fälle als Grund dafür an, die Empfehlung vergessen zu haben, bei der Grippe-Impfung nannten gut 50 Prozent diesen Grund. Des Weiteren wurde sowohl die Pneumokokken- als auch die Grippe-Impfung von jeweils knapp 30 Prozent der Befragten schon einmal nicht empfohlen, weil sie das Risiko einer Infektion für den entsprechenden Patienten als sehr gering eingeschätzt haben.

„Die Einstellung zu den Impfempfehlungen sind bei Ärzten und MFA generell gut“, sagt Klett-Tammen. Trotzdem bleibt die Weitergabe an die Patienten gelegentlich aus. „Um dem entgegenzuwirken, müsste das Erinnerungssystem in der Praxismanagement-Software verbessert werden.“ Es gebe zwar bereits entsprechende Computerprogramme, die an ausstehende Impfungen erinnern, doch würden diese noch zu wenig genutzt.

Laut Umfrage wünschen sich insgesamt zwei Drittel der Ärzte und MFA eine bessere Aufbereitung der Informationen zu Änderungen der offiziellen Impfempfehlungen. Immerhin gaben 86 Prozent der Medizinischen Fachangestellten an, die STIKO-Empfehlungen grundsätzlich zu kennen. „Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass gerade Medizinische Fachangestellte als Vermittler der Impfempfehlungen gezielter unterstützt werden sollten“, sagt Stefanie Castell, Ärztin und Epidemiologin am HZI und Letztautorin der Studie.

 Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung /idw, 30.08.2016

Literatur:

Advising vaccinations for the elderly: a cross-sectional survey on differences between general practitioners and physician assistants in Germany: Carolina Judith Klett-Tammen, Gérard Krause, Thomas von Lengerke and Stefanie Castell. BMC Fam Pract. 2016 Jul 29; 17(1):98. DOI: 10.1186/s12875-016-0502-3

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