Besserer Schutz vor Gebärmutterhalskrebs

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Gebärmutterhalskrebs
Modell eines humanen Papillomvirus Petry
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Wissenschaftler und Kliniker forschen gemeinsam, um Vorsorgestrategien für Infektionen mit humanen Papillomviren anzupassen

Humane Papillomviren (HPV) sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren der Welt. Einige Virentypen können Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten verursachen. Braunschweiger Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) kooperieren jetzt in einer neuen Studie mit der Frauenklinik des Klinikums Wolfsburg, um ein HPV-Typ-spezifisches Modell für den Krankheitsverlauf von HPV-Infektionen zu entwickeln.

Dazu werden klinische Daten aus großen populationsbasierten Studien der Frauenklinik in Zusammenarbeit mit einer epidemiologischen Arbeitsgruppe vom HZI ausgewertet. Die Studie wird von der Niedersächsischen Krebsgesellschaft mit 15.000 Euro gefördert und soll es künftig erlauben, die Vorsorge- und Screeningstrategien für HPV-Infektionen anzupassen.

Humane Papillomviren sind eine Gruppe von DNA-Viren, die Zellen der Haut und verschiedener Schleimhäute befallen und diese zu unkontrolliertem Wachstum treiben können. Bisher sind über 150 HPV-Typen bekannt. Sogenannte Niedrigrisiko-Typen verursachen vorwiegend harmlose Genitalwarzen, Hochrisiko-Typen können bei lang anhaltender Infektion Gebärmutterhalskrebs auslösen.

„Es ist nach aktuellen Untersuchungen sehr wahrscheinlich, dass die meisten Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses auf HPV-Infektionen beruhen, die vor dem 30. Lebensjahr erworben wurden. Später ist die Gefahr einer Neuinfektion relativ gering“, sagt Karl Ulrich Petry, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Wolfsburg. Diese Ergebnisse stammen aus einem HPV-Screening-Pilotprojekt, das seit 2006 am Klinikum Wolfsburg mit bisher 23.000 Teilnehmerinnen läuft.

Hervorragende Datenbasis für eine epidemiologische Auswertung

Seit 2009 koordinierte Petry außerdem zwei große epidemiologische Studien mit 2.300 Frauen in Wolfsburg. Durch den dabei durchgeführten HPV-Test kann man feststellen, ob eine Frau mit Viren aus der Hochrisiko-Gruppe infiziert ist. Bei diesen Frauen ist es statistisch wahrscheinlicher, dass sich Veränderungen des Gebärmutterhalses entwickeln oder bereits vorliegen, die zu einer Krebsvorstufe oder Krebs führen könnten.

Bisher sind die genauen Zeitabläufe der HPV-Infektion für die meisten Genotypen aber noch ungeklärt. In der neuen Kooperation zwischen dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und der Frauenklinik in Wolfsburg wollen die Wissenschaftler jetzt untersuchen, wann Neuinfektionen mit den unterschiedlichen HPV-Genotypen in Abhängigkeit vom Alter erworben werden. Zudem analysieren die Wissenschaftler, ob verschiedene Risikofaktoren, zum Beispiel das Alter, Tabakkonsum oder die Anzahl der Kinder, eine Infektion begünstigen könnten. „Wenn wir die Dynamik besser verstehen, mit der HPV-Infektionen je nach Genotyp zu Krebsvorstufen führen, können wir die Präventions- und Screeningstrategien anpassen“, sagt Petry.

„Durch die Wolfsburger Kohortenstudien haben wir eine hervorragende Datenbasis für eine epidemiologische Auswertung erhalten“, sagt Rafael Mikolajczyk, Leiter der Arbeitsgruppe epidemiologische und statistische Methoden am HZI. „Mit diesen klinischen Daten können wir jetzt den natürlichen Krankheitsverlauf einer HPV-Infektion simulieren und die Entwicklung der Krebsvorstufen und deren Voranschreiten gut abbilden.“

Optimale Zeitpunkte für Screening-Untersuchungen und HPV-Impfungen

Die HZI-Arbeitsgruppe greift dabei auf umfangreiche Erfahrungen in der dynamischen Modellierung der potenziellen Auswirkungen der Impfung gegen humane Papillomviren zurück. Die Arbeiten wurden im Rahmen eines vom Robert Koch-Institut geförderten Projektes durchgeführt. Die Ergebnisse stützten die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zur Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs.

Nun geht es den Forschern darum, den effektiven HPV-Test und die HPV-Impfung in einer sinnvollen Empfehlung zu kombinieren. „Das fertige HPV-Modell wird es uns erlauben, optimale Zeitpunkte für Screening-Untersuchungen und HPV-Impfungen festzulegen“, sagt Petry. „Dadurch wird es möglich sein, Gebärmutterhalskrebs in ein bis zwei Generationen in Europa weitestgehend auszuradieren. Die Ergebnisse aus der neuen Studie werden dazu beitragen.“ 

Hintergrundliteratur:

Luyten A, Buttmann-Schweiger N, Luyten K, Mauritz C, Reinecke-Lüthge A, Pietralla M, Meijer CJ, Petry KU. Early detection of CIN3 and cervical cancer during long-term follow-up using HPV/Pap smear co-testing and risk-adapted follow-up in a locally organised screening programme. Int J Cancer. 2014 Sep 15;135 (6):1408-16. DOI: 10.1002/ijc.28783. Epub 2014 Feb 27.

Petry KU, Luyten A, Justus A, Iftner A, Strehlke S, Reinecke-Lüthge A, Grunwald E, Schulze-Rath R, Iftner T. Prevalence of high-risk HPV types and associated genital diseases in women born in 1988/89 or 1983/84--results of WOLVES, a population-based epidemiological study in Wolfsburg, Germany. BMC Infect Dis. 2013 Mar 13;13:135. DOI: 10.1186/1471-2334-13-135.

Horn J, Damm O, Kretzschmar ME, Deleré Y, Wichmann O, Kaufmann AM, Garbe E, Krämer A, Greiner W, Mikolajczyk RT. Estimating the long-term effects of HPV vaccination in Germany. Vaccine. 2013 May 1;31(19):2372-80. DOI: 10.1016/j.vaccine.2013.03.006. Epub 2013 Mar 18.

Quelle: idw/Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 28.09.2016

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